Gesellschaftliches Bewusstsein für biologische Vielfalt - Indikatorberichte
Indikatorbericht 2015
Die Erhebung des gesellschaftlichen Bewusstseins für biologische Vielfalt wird seit 2009 alle zwei Jahre durchgeführt. Die aktuelle Auswertung aus dem Jahr 2015 zeigt:
Das Bewusstsein für biologische Vielfalt hat sich seit Beginn der Erhebungen im Allgemeinen nicht wesentlich verändert. Im Jahr 2015 erfüllen 24 Prozent der Befragten die Kriterien des Gesamtindikators, der alle Messwerte integriert und deshalb nicht über den unten genannten bereichsspezifischen Messungen liegen kann. In den vorhergehenden Erhebungen lagen die Messwerte zwischen 22 und 25 Prozent.
Für die bereichsspezifischen Messwerte gilt: Ähnlich viele Menschen wie in den Jahren zuvor kennen heute den Begriff "Biologische Vielfalt" (2015: 41 Prozent, 2013: 40 Prozent, 2011: 41 Prozent). Über die Hälfte der deutschen Bevölkerung (53 Prozent) zeigen 2015 weiterhin Einstellungen, die eine Sensibilisierung für den Erhalt der biologischen Vielfalt ausdrücken. Auch dieser Wert hat sich über die letzten sechs Jahre kaum geändert: 2009 erfüllten 54 Prozent die Kriterien der Einstellungsmessung. Einzig im Bereich Verhaltensbereitschaft zeichnet sich eine Veränderung ab, die Grund zur Hoffnung gibt: Die Bereitschaft, durch eigenes Handeln zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beizutragen, liegt in 2015 bei einem Wert von 59 Prozent. Bei vorhergehenden Messungen lag der Wert recht konstant bei 50 Prozent.
Darüber hinaus wird deutlich, dass die einzelnen sozialen Milieus in Deutschland sich bedeutsam in ihrem Bewusstsein für biologische Vielfalt unterscheiden (siehe Grafik). Insbesondere zwischen Personen aus sozial benachteiligten und jenen aus besser gestellten Schichten finden sich erhebliche Unterschiede.
Bei diesen Ergebnissen ist zu bedenken: Gesellschaftlich gut situierte Personen äußern zwar meist ein relativ hohes Naturbewusstsein, sie weisen im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt jedoch auch einen deutlich ressourcenintensiveren Lebensstil auf.
Angehörige der sozial benachteiligten Schichten äußern oft eine geringere Verbundenheit mit der Natur. Niedrigschwellige Freizeitangebote in der Natur und Bildungsangebote können helfen, eine erhöhte Bereitschaft zum Naturschutz zu fördern.
Solche und andere zielgruppenspezifische Maßnahmen sind dringend nötig, um eine wesentliche Steigerung im Bewusstsein für biologische Vielfalt in absehbarer Zeit zu erreichen.
Gesellschaftliches Bewusstsein für biologische Vielfalt 2015 (pdf)
Archiv:
Gesellschaftliches Bewusstsein für biologische Vielfalt 2013 (pdf)
Hintergrund der Indikatorenberichte

Die im Jahr 2007 von der Bundesregierung beschlossene Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) formuliert: „Ziel der Strategie ist es, alle gesellschaftlichen Kräfte zu mobilisieren und zu bündeln, so dass sich die Gefährdung der biologischen Vielfalt in Deutschland deutlich verringert, schließlich ganz gestoppt wird und als Fernziel die biologische Vielfalt einschließlich ihrer regionaltypischen Besonderheiten wieder zunimmt.“
Eine wichtige Rolle wird dabei dem gesellschaftlichen Bewusstsein über biologische Vielfalt zugesprochen.
Die Strategie formuliert als Vision für das Bewusstsein in Deutschland weiterhin: „Im Jahre 2015 zählt für mindestens 75% der Bevölkerung die Erhaltung der biologischen Vielfalt zu den prioritären Aufgaben. Die Bedeutung der biologischen Vielfalt ist fest im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert. Das Handeln der Menschen richtet sich zunehmend daran aus und führt zu einem deutlichen Rückgang der Belastung der biologischen Vielfalt."
Aus dieser Zielsetzung ergibt sich, dass eine Beobachtung und Analyse des gesellschaftlichen Bewusstseins über biologische Vielfalt sowohl Wissen und Einstellung als auch Verhaltensbereitschaften zum Schutz der biologischen Vielfalt umfassen muss. Im Rahmen eines vom BfN und BMU entwickelten Gesellschaftsindikators werden daher folgende drei Teilindikatoren zur Information über den Stand des Bewusstseins in einem zweijährigen Rhythmus erhoben.
Teilindikatoren
- Wissen: Bekanntheit des Begriffs „Biologische Vielfalt“
- Einstellung: Einstellung zur Erhaltung der biologischen Vielfalt
- Verhalten: Bereitschaft durch eigenes Handeln zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beizutragen.
Diese einzelnen Teilindikatoren werden in einem Rechenschritt zu einem Gesamtindikator zusammengefasst, um eine Bewertung des Zielerreichungsgrades vornehmen zu können.